ELLERBEK | Ob er die Geschichten erzählen darf, die er erzählt, fragt Jens Wagner nicht mehr. „Sie wissen, dass sie es von mir richtig um die Ohren bekommen“, sagte der Komiker aus Kiebitzreihe vor seinem Auftritt in Langelohs Diele in Ellerbek. Die Rede ist von seiner Ehefrau, mit der er seit 22 Jahren verheiratet ist – „in erster Ehe“, wie er während seines Programms erläuterte – und von seinem 26-jährigen Sohn und seinen 21 und 18 Jahre alten Töchtern. „Die großen Themen überlasse ich anderen. Meine sind die Familie und das Dorfleben“, sagte der ehemalige Landwirt.
Vor sieben Jahren beschloss er, die Landwirtschaft zurückzustellen. Stattdessen suchte er eine neue Aufgabe. „Die Frage, was ich alternativ machen sollte, hat mich länger als eine Nacht bewegt“, so der 53-Jährige. Da er schon in Amateur-Theatern mitgespielt hatte und natürlich Plattdeutsch konnte, kombinierte er beides. „Comedy op platt“ war geboren. Die Geschichten sind aus dem Leben – aufgeschnappt in der Warteschlange im Supermarkt, beim Brötchen holen, in der Dorfkneipe oder selbst erlebt in der Familie. „Alles ist wahr“, sagte Wagner und ergänzte schmunzelnd: „Vielleicht manchmal aber ein wenig überzogen.“ 102 Auftritte hatte er vergangenes Jahr – von der privaten Geburtstagsfeier bis zum Stadttheater Elmshorn. Freitag spielte er in Langelohs Diele vor ausverkauftem Haus.
„Im Himmel geifft dat keen Grönkohl“, hatte Wagner das Programm für den Abend kurzerhand getauft. Schließlich stand der Abend unter dem Motto „Comedy & Grünkohl“. „Grünkohlessen war während meiner Zeit in der Landwirtschaft immer etwas Gemütliches, bei dem ich entspannen konnte.“
Nach dem Essen betrat der Comedian die Bühne und nahm als „VIP – wie er es nannte – „Very important Plattdeutschschnacker“ schweren Herzens Abschied von seinen „Groupies“. Veranstaltungsbesucher mit denen er zusammen Grünkohl gegessen, ein Bier getrunken und geklönt hatte.
„Ich bin Landwirt im vorübergehenden Ruhestand“, sagte er bei seiner Vorstellung. Dann berichtete er von der Geburstagsfeier seiner Tochter. Eingeladen wurden die Freunde von „Fatzebook“. Zur Sicherheit habe er als Vater bei den Strohballen den Hinweis angebracht „Verkehrsfreie Zone“. Doch das half nicht gegen „Hop Hip“-Musik und eine mittanzende Schwiegermutter.
Bis zur Pause ging es noch um die Problemzonen der Frau und das Tratschen auf dem Dorf. „Oh jetzt kommen die Kuscheltiere“, kommentierte eine Besucherin als Wegner in der Pause den zweiten Teil seiner Show vorbereitete und ergänzte: „Ich sitze zum Glück hinter dem Tisch fest.“ Sie bekam keins. Dafür verteilte der Comedian die Tiere im Raum. Der Sinn? „Wenn der Auftritt vorbei ist, wische ich mir ein letztes Mal den Mund ab und dann übergeben sie mir die Kuscheltiere und einen Kuss“, so Wegner. Das habe er sich bei Howard Carpendale abgeschaut.
Nach fast zwei Stunden und zwei Zugaben war dann alles vorbei. „Wir sehen uns dann 2016 wieder“, verabschiedete Gerlinde Langeloh den Künstler und erläuterte auf die fragenden Blicke des Publikums: „Für 2015 sind unsere Wochenenden leider schon zu 90 Prozent ausgebucht.“
Quelle: www.shz.de2